Personalpronomen – Vermeiden von ich, wir und man

30.09.22 Wortarten Lesedauer: 7min

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Personalpronomen-Definition

Wer eine wissenschaftliche Arbeit verfasst, muss sich früher oder später Gedanken darüber machen, ob Personalpronomen darin genutzt werden dürfen. In der Umgangssprache sind Worte wie „ich“, „man“ und „wir“ so verbreitet, dass es schwerfällt, sie aus der geschriebenen Sprache zu streichen. In wissenschaftlichen Arbeiten ist das jedoch dringend erforderlich.

Personalpronomen „einfach erklärt“

Personalpronomen sind ein fester Bestandteil der deutschen Sprache. Dabei stehen Personalpronomen immer für eine oder mehrere Personen und ersetzen diese in einem Satz.

Definition: Personalpronomen

Personalpronomen sind Fürwörter, die eine oder mehrere bestimmte Personen bezeichnen. Das können beispielsweise der Sprechende oder der Angesprochene sein, aber auch Menschen, über die gesprochen wird. Nötig werden Personalpronomen vorrangig dann, wenn eine Person oder Personengruppe angesprochen oder über sie gesprochen werden soll. Sie werden genutzt, um subjektive Ansichten auszudrücken und von Erlebnissen zu erzählen und um Zusammenhänge zu und zwischen anderen Menschen darzustellen.1

Singularformen:

1. Person Singular: ich
2. Person Singular: du
3. Person Singular: er; sie; es

Pluralformen:

1. Person Plural: wir
2. Person Plural: ihr
3. Person Plural: sie

Sonderformen: 

Neutrale Formulierung: man
Höflichkeitsform: Sie; Ihr

Verwendung des Personalpronomens „ich“

Ein echtes Verbot von Personalpronomen in wissenschaftlichen Arbeiten existiert nicht. Dennoch raten die meisten Universitäten in ihren Richtlinien davon ab, sie zu verwenden. Auf der anderen Seite gibt es jedoch auch Situationen, in denen beispielsweise das Personalpronomen „ich“ deutlich erwünscht ist, beispielsweise beim Schreiben einer Danksagung oder persönlichen Reflexion. Es macht daher Sinn, dich in der Prüfungsordnung darüber zu informieren, ob Personalpronomen an deiner Universität und in deinem Fachbereich erlaubt sind oder nicht.

Solltest du die Ich-Form vermeiden müssen, erreichst du das auf verschiedenen Wegen. Der gängigste ist die Nutzung von Passivkonstruktionen, wie sie in diesem Beispiel angewandt wird:

Falsch: Ich schlussfolgere daraus, dass (…)
Richtig:
Es kann geschlussfolgert werden, dass (…)

Die subjektive Wertung des Personalpronomens „ich“

Eine wissenschaftliche Arbeit basiert auf Fakten, Beobachtungen und Schlussfolgerungen, die möglichst objektiv und rational sein sollten. Das Personalpronomen „ich“ steht dazu im absoluten Gegensatz: Mit „ich“ werden meistens persönliche Vorlieben und Abneigungen, Meinungen und subjektive Ansichten ausgedrückt. Diese sind in einer wissenschaftlichen Arbeit ausdrücklich nicht erwünscht, denn sie könnten die Forschungsarbeit und die daraus entstehenden Ergebnisse verfälschen.

Falsch: Ich finde die Theorie von Müller schlecht, weil (…)
Richtig:
An der Theorie von Müller kann kritisiert werden, dass (…)

Du solltest das Personalpronomen „ich“ also in erster Linie vermeiden, da es den Eindruck erweckt, du könntest keine Distanz zwischen dir und deinen Untersuchungen schaffen. Ausgenommen sind von dieser Regel Textstellen, die in ihrer Natur einen persönlichen Bezug haben. Dazu zählen beispielsweise das Vorwort und die Danksagung, aber auch die Reflexion deiner Methodik, Textstruktur und eines persönlichen Erlebnisses. Allerdings solltest immer die Vorgaben deiner Hochschule dabei beachten.

„Ich“ in wissenschaftlichen Arbeiten

Dass du als Verfasser deiner Arbeit in ihr auftrittst, lässt sich nicht vermeiden. Das steht außer Frage, immerhin hast du die Forschungsfrage gestellt, die Forschung durchgeführt und Schlussfolgerungen aus deinen Ergebnissen gezogen. Das Personalpronomen „ich“ vollständig zu verbieten, ist daher gar nicht möglich. Es muss jedoch zwischen Situationen unterschieden werden, in denen die Ich-Form wissenschaftlich ist und solche, in denen dies nicht gilt.

  • Autobiografische und subjektive Aussagen werden vom sogenannten „Erzähl-Ich“ getroffen.  Die Verwendung der Ich-Form gilt hier als unseriös und wissenschaftlich inkorrekt. Ein einfaches Beispiel dafür ist der Satz:

„Ich finde diese Theorie nicht gut.“

  • Erlaubt ist hingegen die Verwendung des „Verfasser-Ichs“. Das Personalpronomen „ich“ wird hier genutzt, um das eigene methodische Vorgehen oder die Textstruktur zu erklären. Ein Beispiel dafür ist:

„Zur Sicherstellung der Gütekriterien entschied ich mich für die Methode X.“

  • Zuletzt gibt es das „Forscher-Ich“, welches reflektiert, einordnet, schlussfolgert und begründet. Dies gilt ebenfalls als wissenschaftlich.2 Ein Beispiel dafür wäre der Satz:

„Ich schließe aus dieser Beobachtung, dass (…)“

Auch in Vorworten und Danksagungen kann auf das Personalpronomen „ich“ zurückgegriffen werden, denn sie unterliegen als persönliche Texte anderen Anforderungen als der wissenschaftliche Hauptteil der Arbeit. Dennoch sollte eine umgangssprachliche Tonalität vermieden werden.

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Das Personalpronomen „ich“ vermeiden

Trotz dieser wissenschaftlichen Nutzungsmöglichkeiten gehst du immer am sichersten, wenn du das Personalpronomen „ich“ so weit wie möglich vermeidest. Dazu kannst du deinen Satz beispielsweise durch das Passiv, die Nominalisierung oder eine Personifikation umstrukturieren. Auch Konstruktionen mit „lassen“ und „sich“ beziehungsweise „sein“ und „zu“ ergeben in vielen Fällen Sinn.

Passivkonstruktion:

Falsch: Ich habe mit dem Experiment nachgewiesen, dass (…)
Richtig: Mit dem Experiment konnte nachgewiesen werden, dass (…)

Nominalisierung:

Falsch: Ich werde mich in dieser Arbeit mit Punkt X nicht beschäftigen.
Richtig: Punkt X findet in dieser Arbeit keine Berücksichtigung.

Formulierungen mit „lassen“ und „sich“:

Falsch: Ich konnte X nicht vermeiden.
Richtig: X ließ sich nicht vermeiden.

Formulierungen mit „sein“ und „zu“:

Falsch: Ich nehme an, dass (…)
Richtig: Es ist anzunehmen, dass (…)

Bezeichnung der schreibenden Person als „Verfasser/in“ oder Ähnliches:

Falsch: Als Probanden wählte ich zehn Personen aus meinem persönlichen Umfeld.
Richtig: Als Probanden wurden zehn Personen aus dem Umfeld des Forschenden gewählt.

Personifikation des Textes:

Falsch: In dieser Arbeit beschäftige ich mich mit X.
Richtig: Diese Arbeit beschäftigt sich mit X.

Vermeidung weiterer Personalpronomen

„Ich“ ist nicht das einzige Personalpronomen, das in wissenschaftlichen Arbeiten vermieden werden sollte. Auch Sätze, die „wir“, „man“ oder eine direkte Ansprache enthalten, gelten als stilistisch nicht korrekt. Meist liegt das an der fehlenden Präzision des Ausdrucks.

Vermeidung des Personalpronomens „wir“

Früher war es üblich, den Pluralis Majestatis „wir“ auch in wissenschaftlichen Arbeiten zu verwenden, um eine größere Gruppe Menschen oder gar die ganze Menschheit zu beschreiben. Heute gilt dies jedoch als veraltet, da Sätze durch dieses Personalpronomen als subjektiv oder pauschalisierend angesehen werden können. Beispiele für korrekte Umformulierungen können sein:

Beispiele:

Falsch: In dieser Abbildung sehen wir X, dass (…)
Richtig: In der Abbildung ist zu sehen, dass (…)

Falsch: Wir haben X durch Y beweisen können. 
Richtig:
Der Beweis von X gelang durch Y.

Falsch: Wir führten dafür eine Untersuchung durch, die (…)
Richtig:
Dazu wurde eine Untersuchung durchgeführt, die (…)

Falsch: Wir haben ein anderes Verständnis von X als Menschen aus Asien.
Richtig:
Das Verständnis von X unterscheidet sich bei Europäern und Asiaten.

Wichtig: Ist das Personalpronomen „ich“ an einer Hochschule zugelassen und wurde die wissenschaftliche Arbeit von mehreren Personen verfasst, muss das Personalpronomen „wir“ selbstverständlich nicht vermieden werden.

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Vermeidung des Personalpronomens „man“

Neben „ich“ und „wir“ sollte auch das Personalpronomen „man“ vermieden werden, da es in vielen Sätzen verallgemeinernd wirkt. Gerade in der Wissenschaft wird eine möglichst präzise Ausdrucksweise erwartet, die von dem Wort „man“ nicht gewährleistet werden kann: wer genau damit gemeint ist, bleibt zumeist unklar. Nenne deshalb entweder konkrete Namen oder weiche auf eine andere Satzkonstruktion aus. Folgende Beispiele können im Zweifelsfall eine Formulierungshilfe bieten:

Beispiele:

Falsch: Man erkennt daran, dass (…)
Richtig: Daran zeigt sich, dass (…)

Falsch: Man sollte nicht davon ausgehen, dass (…)
Richtig:
Es sollte nicht davon ausgegangen werden, dass (…)

Falsch: Man sollte in wissenschaftlichen Arbeiten auf die Ich-Form verzichten.
Richtig:
In wissenschaftlichen Arbeiten sollte auf die Ich-Form verzichtet werden.

Falsch: Man hat herausgefunden, dass (…)
Richtig:
Thomas Schwarz fand in seinen Studien heraus, dass (…)

Direkte Ansprache des Lesers vermeiden

Die Lesenden direkt anzusprechen kann sehr verlockend sein, wenn du beispielsweise auf einen anderen Teil deiner Arbeit verweisen möchtest. Dennoch solltest du die direkte Ansprache vermeiden, da sie als stilistisch veraltet gilt. Deine Alternativen sind dieselben wie bei den anderen Personalpronomen, beispielsweise Passivsätze, Nominalisierungen oder die Personifikation des Textes.

Beispiel:

Falsch: Mehr über dieses Thema können Sie in Kapitel 2 lesen.
Richtig: Kapitel 2 gibt einen näheren Überblick über dieses Thema.

Personalpronomen in englischen Arbeiten

In einigen Studiengängen wird das Verfassen der Abschlussarbeit in englischer Sprache verlangt. Dann gelten dieselben Regeln für die Nutzung der Personalpronomen wie in der deutschen Sprache: Auch „I“, „we“ und „you“ sind nicht erlaubt. Ausnahmen stellen erneut Vorworte, Danksagungen und in einigen Fällen Ausführungen zur Textstruktur oder Methodik dar.

Häufig gestellte Fragen

Die Nutzung von Personalpronomen in der Abschlussarbeit ist nicht verboten, doch die meisten Universitäten raten dazu, sie zu vermeiden.

Ein korrekter wissenschaftlicher Schreibstil zeichnet sich vor allem durch seine Objektivität und Neutralität aus. Hierzu bildet die „Ich“-Form einen eindeutigen Widerspruch, da mit ihr zumeist subjektive Meinungen und Erfahrungswerte ausgedrückt werden.

Um keine Personalpronomen verwenden zu müssen, empfehlen sich verschiedene Satzkonstruktionen wie Nominalisierungen, passive Sätze oder die Personifikation des Textes.

Die direkte Ansprache der Lesenden gilt grundsätzlich als Verstoß gegen den wissenschaftlichen Schreibstil.

Auch „man“ gilt als Personalpronomen. Es sorgt häufig für unspezifische, verallgemeinernde Ausdrücke, die in wissenschaftlichen Arbeiten nicht erwünscht sind.

Quellen

1 DWDS: Personalpronomen, in: DWDS, o.D., [online] https://www.dwds.de/wb/Personalpronomen (abgerufen am 23.09.2022)

2 Universität Mannheim Abteilung VWL: Ich, man, wir? – Möglichkeiten der Selbstreferenz, in: Universität Mannheim, 10.08.2015, [online] https://www.vwl.uni-mannheim.de/media/Fakultaeten/vwl/Dokumente/Leitfaden_Selbstreferenz.pdf (abgerufen am 23.09.2022)